Es ist ein Dilemma: Wann immer Lehrende vom Forschenden Lernen berichten, kommt man schnell auf den Aspekt der Zeit, die in den meisten Fällen zu knapp ist. Gerade in Projekten, in denen die Studierenden etwas selbständig machen sollen, ist der Zeitaufwand oft nur schlecht planbar, was viele Phasen des Forschenden Lernens betrifft. Vom Finden einer passenden Forschungsfrage oder Hypothese bis zum Zusammenlöten der eigenen Wetterstation – das Nachdenken, Ausprobieren, Reflektieren, Verwerfen, Diskutieren, all das kostet Zeit.

Dem lässt sich mit Vorgaben natürlich begegnen. So kann man das Themenfeld im Vorfeld einschränken, die passenden Sensoren schon mal raussuchen oder ein Modell zeigen, das eine mögliche Lösung darstellt. Je mehr Vorgaben man jedoch macht, desto weiter entfernt man sich von der ursprünglichen Idee des selbständigen Arbeitens, das Fehler zulässt (und sogar erwartet), bei dem Probleme (in der Gruppe) analysiert werden und das kritische Denken geschult wird. Nicht selten sind die von außen betrachtet verschenkten Stunden, in denen man viermal den Sensor neu anlöten musste bevor das erste Mal ein Signal auf dem Monitor sichtbar wird, die aus Sicht des Lernens wertvollsten. Und nachhaltigsten.

Da in den meisten Veranstaltungen die Zeit aufgrund der Rahmenbedingungen (ECTS, räumliche Verfügbarkeiten usw.) begrenzt ist, sollte man sich bei der Planung die Frage stellen: Welchen Anteilen möchte ich bewusst möglichst viel freie Zeit einräumen? Eine Veranstaltung kann das in aller Regel nicht für alle Bereiche leisten.

Dabei ist es besser, Schwerpunkte zu setzen als zu versuchen, allen Bereichen von der Fragefindung bis zur Reflexion gleichermaßen viel Raum zu geben. Auch im Makerspace muss nicht zwangsläufig der Anteil des „Bastelns“ die meiste Zeit einnehmen. Wichtig ist, dass die freie Zeit einen Mehrwert für den Kurs, aber auch die gesamte Perspektive des Studiums hat. So kann auch die Reflexion dessen, was ein Sensor gemessen hat, wie zuverlässig die Ergebnisse sind und welche Parameter sich störend auswirken könnten, gegenüber dem Bauen einer Station höher gewichtet werden.

Entscheidend ist jedoch: Die Vereinfachung und stärkere Strukturierung der anderen Aufgabenteile darf nicht dazu führen, dass wesentliche Erkenntnisschritte von Einzelnen übersprungen werden. Am Beispiel der Wetterstation: Vielleicht muss nicht jede/r mal etwas zusammengelötet haben, aber jede/r sollte verstehen, wie so ein Sensor grundsätzlich funktioniert. Sonst wird die anschließende Messung und Auswertung dem Anspruch des forschenden Lernens nicht mehr gerecht.

Die geschickte Auswahl passender, aktivierender Methoden und Einbeziehung aller in die einzelnen Schritte ist daher ausschlaggebend für den Erfolg dieses Ansatzes.